Karlsruhe zeigte sich im Juni vier Tage lang als gastfreundliche Stadt für 14 lesbische und schwule Chöre aus 9 Städten Süddeutschlands. Das großartige Festival hat viel zur Sichtbarkeit von Lesben, Schwulen und anderen queeren Menschen beigetragen und damit hoffentlich Vorurteile abgebaut. Für Eva Hilfinger, die neben dem Auftritt ihrer Weibrations auch die von Stefan Fischer (Schrillmänner) komponierte Festivalhymne dirigierte und damit den größten Chor ihrer Laufbahn als Chorleiterin zu bändigen verstand, war das Festival "eine fantastische, bunte, vielfältige Veranstaltung mit familiärem Charakter".
„Wir sind stark, wir sind queer, offen und frei, stehen zusammen, sind alle dabei!“ sangen die fast 400 Sängerinnen und Sänger in den roten Kreisch- Festivalshirts am Samstagmittag auf dem Schlossplatz. Dass dafür viele Kämpfe notwendig waren und auch 50 Jahre nach dem ersten Christopher Street Day das Leben für lesbische, schwule oder Trans-Menschen in Osteuropa und vielen anderen Teilen der Welt sehr schwierig und unter Umständen lebensbedrohlich ist, kam im Programm der beiden abendlichen Konzerte im ausverkauften Tollhaus immer wieder zur Sprache.
Teilweise ernst und tiefsinnig kamen die mit vielen eigenen Texten versehenen Songs aus Pop und Jazz daher. Daneben zeigten die Chöre optisch und musikalisch eine große Bandbreite – witzige, begeisternde, teilweise sehr anspruchsvolle Lieder in kreativem Outfit spielten fröhlich mit schwulen und lesbischen Klischees, auch wurde immer wieder ein Blick auf aktuelle queere Lebensrealitäten geworfen. Das Ganze wurde hinreißend moderiert von Kim und Tim aus Mainz, die jeden Chor individuell vorstellten, treffend ironisch, aber nie platt. Am Ende jedes Konzertes sangen alle beteiligten Chöre gemeinsam die Festivalhymne, in der zum Ausdruck kam, wie wichtig und verbindend die Musik und das seit vielen Jahren stattfindende Festival sind. Die städteübergreifende Freude am gemeinsamen Singen, die neue Freundschaften entstehen ließ, fand am Ende der langen Konzert- und Partynacht einen glücklichen und emotionalen Abschluss – „Thank you for the music“!